Singuläre Tiere in den Blick nehmen
Zur Macht und Bedeutung fotografischer und filmischer Bilder für den tierethischen Diskurs um die Singularität von Tieren
Zu den Kernelementen aktueller Tierphilosophie gehört die Kritik am Kollektivsingular „das Tier“. Seine Verwendung lege nahe, dass die heterogenen nicht-menschlichen Lebensformen der Tiere unter einen allgemeinen Begriff subsumierbar seien. Diese sprachliche Praxis birgt ethische Implikationen, wie beispielsweise die Etablierung einer anthropologischen Differenz, die nicht selten zur Grundlage für moralische Grenzziehungen wird. Als Entgegnung darauf wird gegenwärtig die Diversität, Individualität und Subjektivität der Tiere betont. In diesem Zuge hat sich eine Diskursformation herausgebildet, die fotografischen und filmischen Bildern eine tragende Rolle dabei zuschreibt, Tiere in ihrer Singularität zur Anschauung zu bringen. Solche Repräsentationen sollen einen Perspektivenwechsel anregen, der die normative Frage nach dem menschlichen Umgang mit Tieren unter veränderten Vorzeichen verhandelbar macht.
Im Zentrum des Dissertationsvorhabens stehen die theoretischen und praktischen Folgeprobleme, die dieser Diskurs herausfordert, sowie seine Potenziale: Auf welchen impliziten und expliziten Theorien fotografischer und filmischer Bilder fußen die Beiträge? Wie begründet erscheinen ihre Thesen vor dem Hintergrund von konkurrierenden Bildverständnissen sowie konkretem Bildmaterial und seiner Rezeptionsgeschichte?
Die Untersuchung will analytische und interpretative Ansätze verbinden, um systematisch das Verhältnis von singulären Tieren und fotografischen respektive filmischen Bildern im Rahmen einer aktuellen tierethischen Diskursformation auszuloten. Im Besonderen sollen Tierrepräsentationen in Spielfilmen theoriegeleitet kritisiert und an die ethischen Diskurse rückgebunden werden.